Ein Stadtrat aus Offenburg und weitere AfD-Funktionäre des Kreisverbands Ortenau haben sich am 29. August vergeblich an der Erstürmung des Reichstagsgebäudes in Berlin sowie am versuchten Sturz des „Merkel-Regimes“ beteiligt.
Trödel-Knut Weißenrieder, der für die AfD Mitglied des Gemeinderats in Offenburg ist, und Taxifahrer Peter Hammerschmidt waren nach Berlin aufgebrochen, um dort „aufzuräumen“, und filmen sich selbst auf den Stufen der Siegessäule. Seinen Facebook-Post vom 27. August (siehe Screenshot) kommentiert Hammerschmidt mit dem Hinweis, dass die Bundeswehr „das Volk zu beschützen“ habe „und nicht die Regierungsverbrecher“ – die Alternative dazu sei ein „Bürgerkrieg“.
Ein Filmbericht des ZDF-Magazins Frontal 21 zeigt den Ortenauer AfD-Funktionär Daniel Plack beim „Sturm“ auf das Reichstagsgebäude (Video dazu auf unserer Facebook Seite). „Heute wird Geschichte geschrieben“, brüllt er in die Kamera, als er sich auf den Weg zum Reichstagsgebäude macht. „Korrupte Verbrecher müssen festgenommen werden“, fordert Plack als Bezirksbeirat der Stadt Rheinau.
Und irgendwo vor dem Reichstagsgebäude hat auch Stefan Räpple, der für die AfD im baden-württembergischen Landtag sitzt, eine Portion Pfefferspray ins Gesicht bekommen – jedenfalls behauptet er das in seinem Selfie-Video (Video dazu auf unserer Facebookseite). „Diese Schweine, aus Steuergeldern bezahlt“, sagt der Abgeordnete für den Wahlkreis Kehl wohl über einen Polizisten, „der W*chser hat mir voll ins Gesicht gespritzt, voll in die Fresse“, jammert Räpple, als er vor den Reichsflaggen am Bundestag von einer Patriotin behandelt wird.
An der Demo in Berlin beteiligte sich auch der AfD-Bundestagsabgeordnete Thomas Seitz, dem das Offenburger Tageblatt heute wieder einmal eine ganze Seite für seine braune Brühe einräumt: Er sieht durch die Pandemie-Maßnahmen den Rechtsstaat bedroht und glaubt, dass wir „die zweite Welle von der Regierung verordnet“ bekommen. Den rechtsradikalen Flügel um den Faschisten Bernd Höcke, der ebenfalls zur Demo in Berlin war, hält er für eine „patriotische Feiergesellschaft“. Wir befänden uns inmitten einer Entwicklung, wie sie 1933 zum NS-Staat geführt habe: Ein „Staatsstreich von oben“ wolle die „Zusammensetzung der Bevölkerung“ verändern – das ist das antisemitische Narrativ vom „großen Bevölkerungsaustausch“ –, daher erhofft er sich für die AfD 21 Prozent bei der kommenden Bundestagswahl.
Auch Funktionäre aus zahlreichen anderen AfD-Ortsverbänden waren dabei, als vornehmlich Reichsbürger der sogenannten Verfassunggebenden Versammlung die Polizeisperren durchbrochen und ihre Reichsfahnen vor dem Bundestag geschwenkt haben. Allen voran der bärtige Gavin Singer, Mitglied der Jungen Alternative aus Rathenow in Brandenburg. Der hat inzwischen die Konsequenzen gezogen und seine Mitgliedschaft in der Jugendorganisation der AfD am Sonntag beendet.
Das wäre doch auch eine Handlungsoption für Räpple, gegen den ohnehin ein Parteiausschlussverfahren läuft, sowie für Seitz, Plack, Hammerschmidt und Weißenrieder – oder?