OFFENER BRIEF NACH FRIESENHEIM

+++ Offener Brief nach Friesenheim +++

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Weide,

liebe Friesenheimer,

nach unseren Informationen soll auf Einladung des AfD-Kreisverbands Ortenau am Freitag, 23. März, im Hotel-Restaurant Krone in Friesenheim, ab 18.30 Uhr ein Vortrag mit Martin Lichtmesz und Caroline Sommerfeld stattfinden.

Martin Lichtmesz (richtiger Name: Martin Semlitsch, Jg. 1976) ist ein österreichischer Publizist und Übersetzer der Neuen Rechten. Er gilt als Sprachrohr der sogenannten Identitären Bewegung. Einer breiteren Öffentlichkeit ist er seit der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Jahr bekannt, als es bei der Vorstellung seiner Kampfschrift „Mit Linken leben“ zu tumultartigen Szenen zwischen Anhängern der Identitären Bewegung und Gegenprotestlern kam. Im Laufe der Messe wurde auch ein Buchhändler von rechten Aktivisten niedergeschlagen.

Caroline Sommerfeld-Lethen (geb. Sommerfeld, Jg. 1975) ist eine deutsche Aktivistin der Wiener Identitären Bewegung. Bei der Podiums-Veranstaltung mit Verleger Götz Kubitschek, Semlitsch und Sommerfeld auf der Frankfurter Buchmesse kam es zu Protesten, bei denen die Rechten den Messedirektor, der die Veranstaltung beenden wollte, samt Wachschutz einfach von der Bühne drängten.

Beide sind zusammen mit Martin Sellner, der bei seiner illegalen Einreise nach Großbritannien jüngst verhaftet worden ist, wichtige Netzwerker der rechten Bewegung im deutschsprachigen Raum.

Es geht bei dem Protest gegen diese Umtriebe darum, unsere Demokratie zu verteidigen, Freiheit, Respekt oder Menschlichkeit, weil nur so die Landnahme der Rechten gestoppt werden kann. Es geht um unsere wehrhafte Demokratie, wie sie nach den Erfahrungen mit der Nazi-Herrschaft, die Friesenheim ja aktuell bewegt, gegründet worden ist. Und es geht auch um die Frage, wie eine freie Gesellschaft heute mit ihren Feinden umgeht, wie sehr sie in der Lage ist, sich mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, zu verteidigen. Lauter Protest gegen rechtsradikale Propaganda gehört unbedingt dazu.

Die Veranstaltung in der „Krone“ ist nicht öffentlich – die Anmeldung zu ihr erfolgt aber an die Mail-Adresse „anmeldung(at)antaios.de“ und läuft demnach über den Verlag des ultrarechten Verlegers Götz Kubitschek. Die Lesung in Friesenheim mit anschließender Diskussion ist somit Teil eines weiteren Rechtsrucks der AfD Ortenau. Gehören schon jetzt die prominenten AfD-Akteure der Region zum rechtesten Flügel der Partei, bereiten die AfD-Abgeordneten Thomas Seitz und Stefan Räpple eine noch intensivere Zusammenarbeit mit rechtsradikalen Kräften in Deutschland und Österreich, wie der Identitären Bewegung oder den rechten Burschenschaften in Freiburg, vor.

Am 10. März fand auf Einladung des AfD-Kreisverbands Ortenau in Offenburg die Gründungsversammlung eines dritten AfD-Ortsverbands statt. Stimmberechtigt waren Mitglieder der Städte und Gemeinden Offenburg, Schutterwald, Hohberg, Oberkirch, Lautenbach, Durbach, Ortenberg, Ohlsbach, Berghaupten und Neuried.

In Friesenheim trifft sich die AfD übrigens schon seit langem regelmäßig: Das Zusammenrücken mit der rechtsradikalen, wegen ihrer verfassungsfeindlichen Ziele vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung in Friesenheim markiert einen weiteren Höhepunkt beim Marsch der AfD Ortenau in das äußerst rechtsextreme Lager. Die Gründung eines weiteren Ortsverbandes in der Kreisstadt Offenburg darf als Kampfansage an die demokratischen Kräfte der Region verstanden werden. Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus Offenburg“ wird sich dieser Entwicklung auch weiterhin laut und kraftvoll entgegenstellen.

Wir fordern den Bürgermeister, den Gemeinderat sowie die Bürger von Friesenheim auf, diesem Treiben rechtsextremer Kräfte in ihrer Gemeinde nicht länger tatenlos und schweigend zuzusehen. Wir haben unsere Eltern und Großeltern gefragt, wie es 1933 zum Aufstieg der Nationalsozialisten kommen konnte, und wir sollten uns jetzt erheben, wenn wir von unseren Kindern und Enkelkindern nicht ähnliche Fragen gestellt bekommen möchten.

Aufstehen gegen Rassismus!

Wehret den Anfängen!

Mit solidarischem Gruß

 

Aufstehen gegen Rassismus Offenburg